Keine Bange vor der Bambusblüte

Bambusexperte und Inhaber der Bambusgärtnerei Hofstetter Mühle (Bambuswald) Egon Karl Egenolf über die ungewöhnlichen Blühgewohnheiten der Riesengräser - und wie man blühende Überraschungen vermeidet.

Bambusse blühen in Intervallen von ca. 80 bis 130 Jahren. Es ist bis heute nicht erforscht, wodurch diese Intervalle gesteuert sind. Mit seiner Blüte verausgabt sich der Bambus in einem Maße, dass er danach zumeist abstirbt. Ausnahmen bilden die Pleioblastus, die mit der Blüte kaum Schaden nehmen. Auch Phyllostachys kann man mit Rückschnitt und guter Düngung wieder zum Austrieb bringen.

Das Wichtigste zuerst: Wie kann man heute beim Bambuskauf sicher gehen, dass die Pflanzen nicht demnächst blühen werden?

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Bambusblüten

Die bekannteste und in den europäischen Gärten sehr weit verbreitetet Bambusart Fargesia murielae (bekannt als Gartenbambus), hat Mitte der 1990er Jahre geblüht. Ebenso haben im Grunde auch alle anderen Fargesiensorten im selben Zeitraum von plus/minus zehn Jahren geblüht. Das heißt, die Pflanzen die man heute kauft, stammen aus der neuen Generation und sind für die nächsten 60-70 Jahre blühsicher. Wer zertifizierte Pflanzen oder auch Neuzüchtungen vom Fachbetrieb kauft, hat auf jeden Fall eine „Blühgarantie“. Voraussetzung für eine stabile und langlebige Pflanze ist eine saubere, vegetative Vermehrung von Hand oder von der Originalpflanze. Bei Laborvermehrungen und nicht gesicherter Herkunft der Pflanzen sollte man als Kunde immer etwas vorsichtig sein.

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Wie oft blüht eigentlich ein Bambus?

Das hängt von der Art ab. Fargesien blühen extrem selten, nur etwa alle 80-120 Jahre. Die wuchernde Art Phyllostachys bambusoides hat mit 130 Jahren den längsten bekannten Zeitraum zwischen den Blühperioden eines Bambus. Andere Arten blühen wiederum viel öfter, die dann allerdings nicht gleich absterben. Allgemein kann man sagen, Bambus blüht im Abstand von mehreren Jahrzehnten.

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Wieso blühen alle Exemplare einer Bambussorte mehr oder weniger gleichzeitig?

Der sehr lange Abstand zwischen den Blühperioden und auch das gleichzeitige Blühen der Sorten innerhalb eines Zeitraums von etwa 10 Jahren sind im Grunde immer noch ein Rätsel. Man vermutet es gibt eine Art innere Uhr, basierend auf gleichem Genmaterial. Es hängt wohl damit zusammen, dass die meisten Pflanzen einer Sorte durch Teilung von Rhizomen entstanden sind, also denselben gemeinsamen Ursprung haben.

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Warum stirbt die Bambuspflanze nach der Blüte ab?

Bambuspflanzen verausgaben sich regelrecht beim Blühen, sodass hinterher keine Nährstoffe mehr zum Weiterwachsen vorhanden sind. Dies trifft jedoch nicht auf alle Bambusarten zu – auf Fargesien allerdings schon. Denn ihre horstbildenden Rhizome vermögen nicht so viele Nährstoffe zu speichern, wie etwa das weit verzweigte Geflecht der ausläuferbildenden Arten wie z.B. Phyllostachys.

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Kann man etwas dagegen tun, wenn eine Fargesia erstmal anfängt zu blühen?

Nein. Zurückschneiden und Düngen, wie bei manchen anderen Bambusarten, hilft hier nicht. Die Pflanze blüht, verbreitet ihre Samen und stirbt anschließend ab. Natürlich kann man die neue Generation, die aus diesen Samen wächst, wieder heranzüchten – unter der Gewissheit, dass nun erstmal für mindestens zwei Generationen Ruhe mit dem Blühen ist!

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